münsters GESCHICHTE VON UNTEN

Das Projekt münsters GESCHICHTE VON UNTEN im Rahmen der skulptur projekte münster 07 von Silke Wagner, in Zusammenarbeit mit dem Umweltzentrum-Archiv-Verein in Münster, besteht aus zwei Teilen: 1. Die 3,4 m hohe Beton-Skulptur von Paul Wulf, die in der Innenstadt von Münster steht und als Ausstellungsfläche für münsters GESCHICHTE VON UNTEN dient. Die Skulptur wird in vierwöchigem Rhythmus mit Dokumenten aus dem Umweltzentrum-Archiv plakatiert. 2. Die Digitalisierung von Teilen des Umweltzentrum-Archivs und die Einrichtung der Webseite www.uwz-archiv.de.

Plakatierung:

  • 16. Juni – 12. Juli 2007
    Lebensgeschichte und gesellschaftspolitische Arbeit von Paul Wulf
  • 13. Juli – 9. August 2007
    Geschichte der Hausbesetzungen in Münster
  • 10. August – 6. September 2007
    Politische Zensur von Texten in Deutschland von 1970 bis heute
  • 7. September – 30. September 2007
    Anti-AKW-Bewegung in Münster

Digitalisierung von Teilen des Archivmaterials und Aufbau einer Webseite

Im ehemaligen Umweltzentrum (UWZ) und jetzigen Interkulturellen Zentrum Don Quijote in der Scharnhorststraße 57 in Münster ist in den Hinterräumen das UWZ-Archiv (Archiv der Sozialen Bewegungen) untergebracht. Hier wurde ein Arbeitsplatz zur Digitalisierung des Archivmaterials eingerichtet, der auch über die Dauer des Projekts hinaus bestehen bleibt. Bereits im Vorfeld der skulptur projekte münster 07 wurde begonnen, Material zu den oben stehenden Themen zu digitalisieren und eine Webseite einzurichten. Der bereits existierende Online-Katalog des Archivs wurde mit aufgenommen. Grundgedanke dabei ist, Material zugänglich zu machen, das anderswo – beispielsweise in der Stadt- oder Universitätsbibliothek – nicht erhältlich ist, und die Geschichte von unten lebendig zu halten. Dies ist längerfristig nur über eine Digitalisierung des Archivs zu erreichen.

Durch die Digitalisierung und Bereitstellung der Materialien im Netz wird versucht, eine neue Öffentlichkeit für das Archiv zu generieren. Gleichzeitig bietet die Webseite eine inhaltliche Ergänzung zur Plakatierung und die Möglichkeit, das Projekt und Teile des Archivs zu „besuchen“, ohne vor Ort sein zu müssen.

Die Digitalisierung des Archivs soll über das Projekt hinaus fortgeführt werden, so dass es zu einer stetigen Erweiterung der im Netz zur Verfügung gestellten Informationen kommt.

ZUM HINTERGRUND DES PROJEKTS

Der urbane öffentliche Raum wird auch von denjenigen Bewohnern einer Stadt erzeugt, die versuchen sich gegen die Unterwerfung unter rein ökonomische Interessen zu wehren, sich städtischen Raum wieder aneignen und aktiv versuchen den öffentlichen Raum mitzugestalten. Aktionen, Proteste und Informationsveranstaltungen artikulieren verschiedene gesellschaftspolitische Interessen und die unterschiedlichen Zeitschriftenprojekte (inzwischen eher die Nutzung des Internets), die aus den sozialen Bewegungen hervorgehen, geben Informationen und politischen Positionen Raum, die nicht in bürgerlichen Medien repräsentiert werden. Dadurch wird die Voraussetzung für eine kritische Auseinandersetzung um die Grundlagen der Gesellschaft geschaffen. Die Materialien, die die Geschichte der sozialen Bewegungen und deren Kämpfe dokumentieren, sind deshalb eine wichtige Quelle für das Verständnis gesellschaftlicher Entwicklungen und bilden ein Gegengewicht zur Informations­politik der bürgerlichen Medien und zur Privatisierung des Informationsmarktes.

Die Recherche und der Zugang zu Dokumenten und Materialen der neuen sozialen Bewegungen ist oft schwierig, da die einzigen Orte, an denen die unterschiedlichen Materialien der neuen sozialen Bewegungen gezielt gesammelt werden, die Archive sind, die diese Bewegungen selbst ausgebildet haben. Sie dokumentieren die Geschichte gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und sozialer Bewegungen, zumindest deren schriftlichen Ausdruck, sog. ”Graue Literatur”. Als “Graue Literatur” bezeichnet man in der Bibliothekswissenschaft Bücher und andere Publikationen, die nicht über den Buchhandel vertrieben werden. Es sind Bücher, Broschüren, Flugblätter und Zeitschriften aus den Reihen von Bürgerinitiativen und engagierten Gruppen.

Im deutschsprachigen Raum gibt es einige größere Bewegungsarchive, zu denen auch das Umweltzentrum-Archiv in Münster zählt.