Zur Geschichte der "na warte!"
XVI.7 na warte!
Textauszug aus: Bernd Drücke, Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? Anarchismus und libertäre Presse, Verlag Klemm & Oelschläger, Ulm 1988, 640 Seiten, S. 332 ff.
Siehe: http://www.graswurzel.net/laden/
Am 25. September 1990 erschien mit dem Untertitel „Häuserzeitung Münster“ und einem Umfang von 22 DIN A4 Seiten die Nullnummer der na warte!
Mit dem Titel spielte die anonyme, über ein Postfach im Themroc[1] zu erreichende Redaktion auf die kommerzielle „Wochenschau für Münster“ na dann… an. Als presserechtlich verantwortlicher Redakteur der na warte! fungierte der fiktive „S.Quating“, dessen Name Bezug nimmt auf die britischen Squatter, die HausbesetzerInnenbewegung in London. Die na warte! wurde konzipiert als lokales Sprachrohr für alle, die „gegen Umstrukturierung, Spekulanten und Vermieter, für preiswerten selbstbestimmten Wohnraum und für besetzte Häuser kämpfen (wollen).“[2]
„Spekulanten und Vermieter genießen volle Rückendeckung des Staates. Außerdem profitieren sie von der eskalierenden Wohnungsnot. (…) Ihre Schweinereien offenzulegen ist die Aufgabe der na warte!. Deshalb erwarten wir Artikel von gebeutelten Wohnungssuchenden, MieterInnen und Obdachlosen. (…) Ebenfalls profitgeil ist die na dann…, Münsters wichtigstes Anzeigenblatt für Zimmersuchende. Sie nimmt nicht nur unverschämt hohe Preise für Wohnungsanzeigen, sondern auch Werbung jeder Couleur an (z.B. Mac Donalds Werbung), solange viel Geld dabei herausspringt. Wir würden mit der na warte! gerne ein Gegenstück zur na dann… aufbauen, das nicht versucht in der kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Soße mitzuschwimmen, sondern sich für preiswerten, selbstbestimmten Wohnraum einsetzt.“[3]
Die von AnarchistInnen aus der lokalen HausbesetzerInnenszene gemachte na warte! dokumentierte Berichte aus der Sicht von Betroffenen, z.B. über Münsters Bauwagenburg, über den Kampf von MieterInnen gegen den drohenden Abriß von Häusern an Dammstraße, Grevener Straße, Breul und Tibusstraße, sowie über Hausbesetzungen in der Engelstraße und Steinfurter Straße. Neben diesen Beiträgen mit lokalem Bezug, wurden auch Artikel publiziert über die Räumung von besetzten Häusern u.a. in Berlin, Groningen, Saarbrücken und Köln. Mit einer Druckauflage von jeweils 200 Exemplaren und einem Umfang von 16 bis 26 Seiten erschienen bis Mai 1991 vier Ausgaben der na warte!. Zudem beteiligte sich das Redaktionskollektiv im Herbst 1991 an der vom Bündnis gegen Umstrukturierung und Wohnungsnot herausgegebenen 28 DIN A4 seitigen Broschüre Schlimmer Wohnen in Münster.
[1] Das 1988 als anarchistisches Zentrum gegründete Themroc wurde am 31. Dez. 1991 geschlossen. Siehe auch unter PROJEKTil.
[2] Liebe LeserInnen, in: na warte!, Häuserzeitung Münster, 25. Sept. 1990, S. 2.
[3] Ebd.